Lustig, Lustig, Trallalalala - bald ist Geschenkauspackabend da!
Was braucht der Mensch? Was will der Mensch? Wenn man in die Dritte Welt schaut, dann will der Mensch Nahrung, sauberes Wasser und ein Dach über dem Kopf. Und das ist es, was der Mensch wirklich zum Überleben braucht. Aber ich bin froh, dass mich diese Nöte nicht plagen.
Bleibt man im durchschnittlichen Deutschland, dann ergeben sich einige Kontraste dazu. Überall werden Spielekonsolen, LCD-Fernseher, BluRay-Player, Computer und sonstiger Kram beworben, den der Händler über das Jahr in den Lagern angesammelt, aber nicht verkauft hat. Und genau daraus bestehen dann meist die Wünsche von Groß und Klein. Spielzeug, Unterhaltung, Elektronik - das ist der Stoff, aus dem die winterlichen Träume gemacht sind.
Um Nahrung macht man sich hierzulande keine Sorgen: Der Braten kommt von Oma, Mama hat Plätzchen gebacken und spätestens am zweiten Feiertag ist man so vollgefressen, dass man bis Silvester braucht, um sich wieder bewegen zu können. Dann geht es weiter mit den Neujahrsgelagen und üblicherweise einer Menge Alkohol (damit erübrigt sich auch gleich das Trinkwasser-Problem) - entweder, um ein neues Jahr zu feiern oder das alte zu ertränken und auf ein besseres zu hoffen.
Was sind also meine persönlichen Wünsche? Durch meinen Geburtstag eine Woche vor Weihnachten häufen sich natürlich die Anfragen, was man denn gerne hätte, ganz besonders. Bin ich der mitteleuropäische Durchschnnitt und wünsche mir einen Fernseher oder eine Spielekonsole? Tendiere ich eher in die intellektuelle Richtung und gebe Tipps für Bücher oder obskure Musik-DVDs? Im Prinzip läuft es darauf hinaus, wem man mehr Umsatz gönnt: Den Content-Produzenten oder den Herstellern von Elektronik, die in China produziert wird.
Dieses Jahr ist das alles ganz anders. Zumindest bei mir. Und mit "anders" ist nicht ein besonderer materieller Wunsch gemeint.Ich habe nämlich keine Ahnung, was ich mir wünschen soll.
Wenn man sagt, dass man es nicht weiß, was man sich wünschen soll, dann kommt unweigerlich die Frage, was man denn gebrauchen könne. Mit ein wenig semantischer Deutung kann man klar erkennen, dass die zweite Frage in die gleiche Richtung und damit die gleiche Sackgasse führt wie die erste.
Natürlich habe ich Wünsche. Dass es wieder Anfang 2008 ist, zum Beispiel. Dass ich keine MS habe und nicht jeden Morgen mit dem Gedanken daran aufwache. Dass ich endlich einen Job finde, mit dem ich glücklich bin. Das sind auch alles Dinge, die ich dringend gebrauchen könnte.
Aber wer bis hierhin gelesen hat, merkt: Das bringt niemanden weiter. Diese Wünsche kann mir niemand erfüllen. Die beste Chance auf Erfüllung hat der Jobwunsch, und der steht auch eher unter "Ferner liefen". Alle anderen Wünsche klingen banal und ich muss immer fast sarkastisch auflachen, wenn die materiellen Dinge aufgezählt werden, die man doch wirklich gut gebrauchen könnte.
Deshalb wehre ich das alles ab. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, mir einfach Geld zu wünschen, um mir einen LCD-Fernseher zu kaufen, da meine alte Röhren-Mähre den Geist aufgegeben hat. Stundenlang mit der Freundin diskutiert, wie man das anstellen könnte, welche Größe richtig ist etc. pp.
Aber dann habe ich mir gedacht: Wieso? Bringt mir das irgend etwas? Hat es eine wirklich positive Auswirkung auf mein Leben? Bringt es mich zumindest teilweise in der Bekämpfung der MS-Symptome weiter? Macht es nicht eher die schönen Rituale und Situationen kaputt, die in letzter Zeit hier bei uns zu Hause entstanden sind, und von denen ich nie gedacht hätte, dass es sie einmal geben würde? Macht mich das glücklicher?
Alle Antworten, die ich auf diese Fragen gefunden habe, ergaben "Nein". Es ist nicht so, dass ich immun gegen die Verlockungen eines LCD-Fernsehers wäre. Ganz und gar nicht. Aber da die oben genannten Fragen für mich eminent wichtig geworden sind, ist die Verneinung der Wichtigkeit eines Wunsches kaum mehr als die Verneinung der Frage, ob ich mir CD XYZ kaufen soll oder nicht.
Ehrlicherweise kümmert es mich kaum, was man mir schenkt. Sollte ich etwas bekomen, nehme ich das gerne an, aber "I don't hold my breath", wie der Franzose sagt. Dass es mir morgen besser geht als heute, das ist es, was ich will.
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