17 Oktober 2010

Zuerst mal leer

Alles ist leer zur Zeit, obwohl man denken sollte, bei zwei bis drei Jobs und eigentlich vielen Interssen sowie einer Freundin ist alles ziemlich gut gefüllt, vor allem der Terminkalender. Und der kann sich auch nicht beklagen. Ansonsten ist es aber ziemlich leer im Kopf - die Jobs kann ich (mittlerweile) ohne eine herausragende Geistesleistung erledigen - für die eigenen Gedanken bleibt da mehr als genug Zeit -, die vielen Anrufer, die sich nach meinem Wohlergehen erkundigen, bekommen immer den gleichen positiv erscheinenden, aber möglichst unverbindlich klingenden Sermon zu hören - der fünfte Anrufer an einem Nachmittag ist dann schon knapp an, wahrscheinlich aber über der Schmerzgrenze. Da aber wegen des immer gleichen Ablauf der Telefonate das Gehirn auf Autopilot schaltet, redet zwar der Mund, aber eigentlich beschäftigt man sich schon mit etwas anderem.

Und die schlimmste Sache ist: Ich bin wahrscheinlich zu freundlich oder gut erzogen, um mal richtig auf den Tisch zu hauen. Wochenlang keine Ruhe, eigentlich wäre mal nach Jahren ein Urlaub angesagt, zumindest aber eine Woche, in der ich keine Verpflichtungen habe. Aber die Umstände, die sind nicht so, wie Bert Brecht gesagt hätte.

Weswegen auch, der einen Hälfte sagt man besser nicht, was los ist, die andere Hälfte weiß zwar alles, gefällt sich aber an den ewigen Durchhalteparolen. Die erste Hälfte kann nichts für meine Zurückhaltung (und das möchte ich auch so), die zweite Hälfte gibt ihre Ratschläge aus der kuschligen Position eines sicheren und passabel bezahlten Jobs und mindestens einem schönen Urlaub im Jahr heraus.

Deshalb haben diese Durchhalteparolen auch meist einen leicht höhnischen - mit Sicherheit zwar ungewollten, aber helfen tut das nicht - Unterton. Ich gestehe: Als Jurist, Mediziner, BWLer, Ingenieur etc. würde meine Situation jetzt zumindest auf einem Gebiet rosiger aussehen. Aber als Magister in einem Fach, das offensichtlich niemand mehr braucht ist es schwierig. Aber wenn ich ehrlich bin, sind Bewerbungen das  Letzte, woran ich denke. Zugegeben: Mit dem einen Job, den ich gleich nach der Rückkehr aus der Klinik angefangen habe (aufgrund einer Bewerbung, die noch nicht mal ernst gemeint war, sondern eher zur Beruhigung der Eltern gedient hat), gibt es zwar zunächst insgesamt mehr Geld. Aber für dieses Geld würde sich heute wahrscheinlich kein Briefträger aufs Rad schwingen. Und am Ende arbeite ich nicht nur in einem Dead-End-Job, sondern in zweien.

Eigentlich müsste ich erst mal für mich selbst Sinn aus meiner gesamten Situation machen und mit den unausweichlichen Veränderungen fertig werden. Aber es gibt wohl nur einen Menschen, der das so sieht. Der Rest ergeht sich im "Wird schon" und "Musste halt durch". Wahrscheinlich muss ich mich krankschreiben lassen, um mal etwas Ruhe zu bekommen.

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